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Mehr Käse – Mehr gut! Oder: Ein Lehrgang durch alle Jahreszeiten

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Wir wollen Fluglehrer*innen werden! Das war der Gedanke, der uns seit dem Vorabprüfungswochenende als Gruppe verband.

Schon vor dem eigentlichen ersten Treffen wurden die wichtigsten Fragen per WhatsApp geklärt: „Wer kommt schon früher und was essen wir?!“ Wir trafen uns also an einem Freitagabend im Februar zunächst in der Pizzeria in Stukenbrock und anschließend zum gemeinsamen Kennenlern-Bierchen in der Segelflugschule Oerlinghausen.
Nach diesem freundlichen Einstieg ging es dann gleich am Samstag ans Eingemachte: Theoretische Prüfung! Wie war das doch gleich mit den Hochs und Tiefs und der Windrichtung? Welche neuen Verordnungen hat das Luftrecht-Hexenwerk nochmal veröffentlicht? Und wie zum T… funktionierte nochmal der differenzierte Querruderausschlag? Alles Wissen, welches zumindest ich das letzte Mal vor 10 Jahren gebraucht habe.
Trotz der ein oder anderen Wissenslücke haben wir es aber schließlich alle durch den Theorieteil geschafft. Die praktische Überprüfung war dann die leichteste Übung. Zuletzt waren unsere Ausbilder der Meinung, dass wir alle am Lehrgang im April teilnehmen dürfen. Uff!

Anspannung vor der theoretischen Prüfung
Und die Entspannung danach

Die Wochen vergingen, ab und an poppte die ein oder andere WhatsApp-Nachricht bezüglich organisatorischer Fragen auf und plötzlich stand der Lehrgang vor der Tür.
Wieder die wichtigste Frage vorab geklärt: „Wer kommt wann und wo essen wir?“. In alter Manier fand das Wiedersehen also in der Pizzeria statt. Der ein oder andere kam witterungsbedingt später. Es schneite nämlich… und wie! Da waren es doch gerade neulich erst 20°C gewesen und jetzt schneit es?! Aber gut, komme was wolle, wir sind da.

Wie läuft dieser Lehrgang jetzt ab? Was tun wir hier eigentlich? Eine genaue Vorstellung davon hatten wohl die wenigsten. Dank unserer sehr engagierten Ausbilder wird aber schnell klar: Wir fliegen, wann immer es geht. Die Wettervorhersage für die nächsten Tage war unterirdisch. Lange Unterhose und Skiklamotten waren angesagt. Die restliche Zeit nutzen wir für Theorie. Und wann immer es geht, heißt eben auch bei schneebedecktem Platz. Da war die Ziellandeübung auf dem Asphalt der Startstrecke als einzige Landemöglichkeit direkt mit abgehakt.

Ziellandeübung auf der Startstrecke

Die nächsten Tage waren wegen des mauen Wetters dann vor allem von Theorie geprägt. Brav haben wir alle zu Hause weitmöglichst unsere Lehrproben vorbereitet, sodass wir direkt mit den Unterrichtseinheiten starten konnten.
Ich persönlich war sehr beeindruckt, was meine Fliegerkolleg*innen da auf die Beine gestellt haben. Es gab Modelle, Smart-Board-Animationen (Zauberei?!) und wirklich alle waren wahnsinnig gut in ihrem Thema drin. Noch beeindruckender fand ich die Feedback-Runden nach jedem Vortrag. Es gab so viel guten fachlichen aber auch stilistischen Input, dass wir am Ende jede einzelne Lehrprobe gemeinsam zur Perfektion gebracht haben. Und obwohl wir einige Vorträge (meinen eingeschlossen), diverse Male gehört haben, wurde jedes Mal noch konstruktives Feedback gegeben, alle waren noch voll dabei und niemand wurde hängen gelassen! Das war wirklich der Hammer.

Unterricht am „lebenden Objekt“
Susanne und Ralf in der theoretischen Demonstration des F-Schlepp….. oder wie er nicht aussehen sollte…

Am zweiten Wochenende gab es eine sehr interessante Unterrichtseinheit von Erik Engelsman zum Thema Safety Management in Vereinen. Wir haben diskutiert, Konzepte ausgearbeitet und festgestellt, wo in unseren Vereinen wohl noch Verbesserungsbedarf herrscht und wo wir eigentlich schon ziemlich gut sind. Hier kam dann auch das „Schweizer Käse-Modell“ zur Unfallvermeidung zur Sprache und irgendwie hat sich daraus der eingängige Slogan „Mehr Käse – Mehr gut!“ entwickelt. Die T-Shirts zum Lehrgang mit entsprechendem Logo sind im Druck.

Gott sei Dank, gab es in der zweiten Woche doch noch einige sehr schöne Flugtage. Es wurde wärmer, teilweise richtig sommerlich! Lag nicht vor ein paar Tagen noch Schnee auf dem Platz? So konnten wir alle unsere notwendigen Ausbildungsstarts absolvieren und einiges an spannenden Erfahrungen sammeln. Man glaubt nicht, was die Ausbilder sich alles trauen falsch zu machen und wie präzise sie so manch lässig formulierte Anweisung befolgen. Da findet man sich plötzlich in völlig unerwarteten Fluglagen wieder, nur weil man gesagt hat „Mehr Querruder“ oder „Mehr Drücken“. Also Obacht bei der Ansprache.
Auch beim Flugbetrieb war klar: Einer für alle und alle für einen. Da wurde niemand übergangen und alle haben mit angepackt, um möglichst schnell durchzukommen.

„Flugschüler“ Erik Engelsmann mit „Fluglehrerin“ Hilke Mannel in der ASK21b
„Flugschüler Erik“ und „Fluglehrer Stefan Reismann“ freuen sich aufs gleich folgende Trudeln…..

Gegen Ende der zweiten Woche stieg die Nervosität bei uns allen merklich an. Die Prüfung stand vor der Tür. Jetzt lag der Kassera plötzlich nicht mehr nur unter dem Kopfkissen, um uns sein Wissen zu schenken, sondern wurde intensiv beackert. In kleinen Lerngruppen haben wir alles was ging aus uns rausgeholt. Der letzte Schliff an der Lehrprobe, die letzte Stunde vor dem Schlafen gehen noch schnell was nachschlagen und dann nur noch ins Bett.

Jeder hat seine eigenen Lernmethoden
Hilke und Daniel im Austausch der kommenden Übungen….

Am Donnerstag haben wir unsere Prüfer dann das erste Mal gesehen: Die machten doch alle einen ganz netten Eindruck! Und weil das Wetter für diesen Tag deutlich besser vorhergesagt war als für Freitag wurde entschieden: Heute Fliegen, morgen Theorie. Uff, wieder einen Abend zum Lernen gewonnen!

Die praktischen Prüfungen, jeweils vier Starts pro Prüfling inkl. einem F-Schlepp, waren anfangs sehr aufregend, später dann auch sehr amüsant und vor allem deutlich entspannter. Alle Prüfer waren nett, haben nochmal gute Tipps verteilt und siehe da: Waren am Ende alle zufrieden mit uns.

Dann kam der Freitag. Zum Glück konnten wir beim Fliegen schon einen guten Eindruck machen, um über unsere Wissenslücken hinweg zu glänzen, so der Plan. Wir haben es alle, behaupten wir mal mit Bravour, durch unsere Lehrproben und die theoretische Prüfung geschafft! Insgesamt kann man auch sagen, dass die Prüfungen alle sehr fair aufgebaut waren und wir uns in den zwei Wochen doch besser vorbereitet haben als wir das vielleicht selbst gedacht hätten. Und Tadaaa: 13 frisch gebackene Fluglehrer*innen haben an diesem Tag ihre neue Lizenz erhalten!
Und natürlich sind wir nochmal zusammen essen gegangen.

v.l.: Erik Engelsman, Fabian Schöttler, Henning Pewny, Werner Scheckermann, Susanne Schmidt, Christian Salz, Hilke Mannel, Ralf Doppelstein, Daniel Wichmann, Reinhard Clermont, Jan Eßer, Philip Blechmann, Stefan Reismann, Mirco Radke,Puja Akbari, Klaus Lorenz, Jens-Uwe Beyer, Sven Endejan, Tapio Valkama

Fazit zu den zwei Wochen

Fakt ist, das war sicher kein Erholungsurlaub im herkömmlichen Sinne. Jeden Tag Frühstück um halb 8 und nur sehr wenige Tage, an denen man vor Mitternacht im Bett war. Aber es war ein super Urlaub für den Kopf, man hat kaum Zeit an die Arbeit daheim zu denken. Außerdem machte der Zusammenhalt der Gruppe einfach nur Spaß. Jeder half dem anderen, selbst wenn die Stimmung mal den Tiefpunkt erreichte.
Es ist auch nicht so, als hätten wir keinen Spaß gehabt! Der Biervorrat wurde regelmäßig aufgestockt, die Sauna an mehreren Tagen angeheizt und der Simulator hat den ein oder anderen Lacher hervorgebracht. Zitate wie „Der Himmel ist nicht echt, er ist nur verzaubert. In der Geschichte der Segelflugschule ist das nachzulesen.“ Oder „Die Mischung aus Steigen und Sinken ist Stinken. Der Nullschieber“ und „Schon wieder ein Kompassdrehfehler“, werden wir so schnell nicht vergessen. So viele gute Leute auf einem Haufen, das war einfach der Hammer! Wir haben unglaublich viel gelernt und am Ende hat es bei allen geklappt.

Danke

Ein großer Dank gilt an dieser Stelle natürlich unseren Prüfern, die uns mit so viel Ruhe, Nachsicht und guten Tipps durch die Prüfungen gebracht haben, sowie allen Mitarbeitern der Segelflugschule Oerlinghausen. Da werden wir uns jetzt erstmal wieder dran gewöhnen müssen, selber zu kochen und die Flieger selbst parat und bettfein zu machen.

Besonders herzlich möchten wir uns aber bei unseren Ausbildern Hermann-J. Hante, Werner Scheckermann und Erik Engelsman bedanken! Mit dem nötigen Zuspruch und Humor und auch mit Kritik und Tipps an richtiger Stelle, habt ihr uns nicht nur auf die Prüfung, sondern auch auf unser neues Leben als Platzrundenkönig*innen vorbereitet. Besser geht es nicht. Ganz herzlichen Dank! Ich freue mich schon, auf ein Nachtreffen der Crew am Ende der Saison. Ihr seid mir richtig ans Herz gewachsen.

Der Beitrag Mehr Käse – Mehr gut! Oder: Ein Lehrgang durch alle Jahreszeiten erschien zuerst auf AEROCLUB | NRW.


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