Goldene Ehrennadel an Sigi Baumgartl verliehen

Dr. Siegfried (Sigi) Baumgartl wurde auf dem Segelfliegertag NRW in Sankt Augustin am 16. Oktober mit der goldenen Ehrennadel ausgezeichnet. Es ist die höchsten Ehrung, die der AEROCLUB NRW vergeben kann.

Wenn Sigi Baumgartl etwas macht, dann richtig oder gar nicht – und das konnte und kann man bei seinem Tun stets beobachten. Neben seiner imposanten Fliegerkarriere hat Sigi Baumgartl an so vielen Stellen mit Energie, Nachdruck und klarer Argumentation Segelflugthemen vorangetrieben. Dabei wollte er immer Veränderung, denn das ist die Voraussetzung für Verbesserung. Sein Leitgedanke war dabei stets „Chancengleichheit, Fairness und Gerechtigkeit“. Schon in den 70er Jahren kämpfte er an der Seite von Fred Weinholtz für die Einführung der Clubklasse mit Index. An dieser Front haben sie sieben Jahre lang geackert, bis es umgesetzt war. Auch die Einführung des Index in der Doppelsitzerklasse geht auf Sigis beharrliche Initiative zurück. Und immer galt es, langanhaltende Widerstände zu überwinden. Viele andere hätten unterwegs sicher längst die Flinte ins Korn geworfen.

Sigi Baumgartl kann zurückblicken auf eine ungewöhnlich lange Zeit gefüllt mit großen sportlichen Erfolgen in Serie, auf Meisterschaften und durch viele Rekorde. Beispielsweise:

• ungezählte Male Landesmeister in NRW
• 40 Jahre Teilnahme an allen 20 DM, mehrmals Deutscher Vizemeister
• über 25 Jahre Mitglied der Nationalmannschaft und lange Zeit auch deren Sprecher
• internationale Titel, Internationaler Belgischer Meister, bei fünf Teilnahmen an EM hat er mehrfach dritte Plätze erflogen
• Als Krönung kann man sicher den zweimaligen Gewinn des „Barron-Hilton-Cup“ werten, den größten internationalen Wettbewerb (1991 und 2007)
• 12 Deutsche Klassenrekorde
• 1971 der Weltrekord im Zielflug von Dinslaken aus
• 1974 flog er ebenfalls von Dinslaken aus den dritten europäischen 1.000 km-Flug überhaupt
• 1978 Weltbestleistung im Ziel-Rückkehr-Flug
• Zahlreiche der Rekorde sind bis heute gültig
• Sigi Baumgartl hält noch immer drei deutsche Geschwindigkeitsrekorde in der 15-m-Klasse über das 100 km Dreieck mit 168,17 km/h; das 500 km Dreieck mit 154, 76 km/h und das 1.000 km Dreieck mit 141,4 km/h Schnittgeschwindigkeit
• Sein Weltrekord über das 750 km Dreieck mit 155,7 km/h ist immer noch unangefochten gültig

Es ist diese enorme Intensität, mit der Sigi Baumgartl die Fliegerei in den letzten Jahrzehnten betrieben hat, die uns so viel Respekt abnötigt. Da war immer schon die eigene Wettbewerbsfliegerei auf der einen Seite, aber eben immer auch das Weitergeben der Erfahrung an die Jungend, sei es als Fluglehrer, Ausbildungsleiter oder als Trainer. Seit 1965 Fluglehrer blickt Sigi auf 50 Jahre Wettbewerbserfahrung zurück – eine geniale Quelle für die Nachwuchspilotinnen und -piloten. Seit 1987 war er als Landes-Trainer für den AEROCLUB an ungezählten Trainingsmaßnahmen und Streckenfluglehrgängen, wie z.B. traditionell in Puimoisson beteiligt. Zudem führte er zahlreichen D-Kader-Workshops auf dem Flugplatz Schwarzen Heide durch.

An seinen Ansichten und Einsichten hat er viele Menschen teilhaben lassen. Schriftliche Veröffentlichungen gehörten ganz selbstverständlich dazu. Von 2014 bis 2021 hat Sigi als Fachredakteur im Redaktionsteam des Luftsportmagazins mitgewirkt. Auf zahlreichen DAeC-Segelfliegertagen war er Referent, hat Fliegerinnen und Flieger für den DAeC weitergebildet, trug auf OLC-Symposien vor und hielt Vorträge in den Holländischen und Belgischen Luftsportverbänden und auch in Namibia.

Seit den 80er Jahren widmet er dem Thema Flugsicherheit sehr viel Zeit und arbeitete bis Anfang 2022 im Bundesausschuss Flugsicherheit des DAeC, im Deutschen Sicherheitsausschuss und im Sicherheitsforum mit. Viele seiner Artikel wurden in den Fachmedien veröffentlicht. Die Entwicklung des Konzepts zu weniger Unfällen im Segelflug für den AEROCLUB | NRW hat er vorangetrieben. Und immer wieder gelang es Sigi Baumgartl durch sein verlässliches Engagement wirkungsvolle Veränderungen zu erzielen. Beispielsweise beim Zielkreis mit Mindesthöhe im Wettbewerb. Die niedrige Ankunft der Wettbewerbspiloten war ein langes und gefährliches Übel. Eines, was von vielen gesehen und hingenommen wurde. Es hat viele Menschenleben gekostet. Auch hier musste Sigi lange gegen teils massive Widerstände sogar aus den Kreisen seiner Wettbewerbskollegen kämpfen. Am Ende hat er es durchgesetzt. Und dort, wo das Verfahren Zielkreis mit Mindesthöhe eingesetzt wird, gibt es keine Unfälle.

„Sigi Baumgartl hat nie den enormen persönlichen Aufwand gescheut, der damit verbunden ist, den Segelflug auf Landes- und Bundesebene in Gremien und Ausschüssen zu vertreten. Weil es ihm wichtig war, dass die Stimme des Segelflugs nicht ungehört bleibt, hat er den Gang der Dinge mitgestaltet, statt sich über den Lauf der Dinge zu beklagen. Sein Stil: klar in der Analyse, faktenorientiert, Denken in Zusammenhängen, Abwägen von Pro und Contra, Persönliches lässt er raus, Polemik gebraucht er nicht – Argumente immer. Dieser Stil ist beispielgebend.“

Thomas Kurz, Vorsitzender der Seko NRW

„Sigi Baumgartl ist, wie ein Fels in der Brandung, weil er immer engagiert war und ist. Er verkörpert Tugenden, die heute selten geworden sind. Sigi ist nicht nur ein exzellenter Pilot, sondern engagiert mit innovativen und guten Ideen im Kampf für unseren Luftsport und im Kampf für die Sicherheit im Luftsport. In der Förderung des Luftsports, der Flugsicherheit, der Jugendförderung und der Förderung des Breitensports und insbesondere des Leistungssegelfluges ist er nicht wegzudenken. Sigi ist ein toller Kamerad, ein Teamplayer, ein Vorbild und ein streitbarer Kämpfer für alles, was ihm wichtig ist.“

Tamara Neumann, Präsidentin AEROCLUB | NRW e. V.

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