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F1E-Europameisterschaft: Windkapriolen am Rana

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In diesem Jahr fand die F1E-Europameisterschaft in der dritten Augustwoche in Tschechien statt. Austragungsort war der bekannte Vulkanberg Rana, knapp zehn Kilometer nördlich der Stadt Louny (Laun) an der Eger, wo die deutsche Mannschaft mit allen Helfern und Schlachtenbummlern ihr Quartier aufgeschlagen hat, ebenso wie die Teilnehmer ausder Schweiz. Die Anreise erfolgte getrennt am Donnerstag, Freitag oder Samstag, um noch den einen oder anderen Trainingstag vor dem WC- Wettbewerb am Sonntag zu haben. Diese Gelegenheit wurde auch am Freitag und Samstag am Westhang genutzt. Am Ende haben die Schweizer Kollegen aber von einem Landwirt erfahren, dass an diesem Platz garkein Wettbewerb geflogen werden darf. Von den Organisatoren gab es keine Information dazu. Auch die Nachricht, dass am Sonntag nicht geflogen wird, weil die Wettervorhersage schwere Gewitter im Tagesverlauf zeigte, haben nur wenige Teilnehmer erhalten. Das waren also gleich zu Anfang viele Ungereimtheiten und Fragezeichen. Es sollten im Laufe der Woche nicht die letzten bleiben.

Nach verschiedenen Ausflügen am Sonntag (zum Beispiel nach Prag, die Gewitter kamen erst am späten Nachmittag), fuhren wir am Montagvormittag knapp 50 Kilometer nach Litomerice (Leitmeritz), wo die Eger in die Elbe mündet. Dort fand zunächst die Modellkontrolle statt. Nach unserem Mittagessen am Marktplatz ging es um 14:00 Uhr zur Eröffnungsfeier in das örtliche Kulturzentrum. Dabei und bei der anschließenden Mannschaftsführerbesprechung gab es zur Organisation nur spärliche Informationen. Es fehlten auch die offiziellen Eröffnungsworte und die FAI- Hymne. Auf Nachfrage erhielten wir zumindest die GPS-Koordinaten eines alternativen Westhangs. Ein Teil der Mannschaft wurde dort vom örtlichen Bauer freundlich empfangen, der andere Teil machte vor dem Abend noch Trainingsflüge am Rana-Osthang.

Eröffnungsfeier
Eröffnungsfeier
De Jugendmannschaft: Leon Rink, Carina Lammersmann Gonzalo, Carlos Lammersmann Gonzalo
De Jugendmannschaft: Leon Rink, Carina Lammersmann Gonzalo, Carlos Lammersmann Gonzalo
Die Seniorenmannschaft: Guadalupe Gonzalo Aquete, v.l. Werner Ackermann, Friedrich Wankerl, Alexander Winker
Die Seniorenmannschaft: Guadalupe Gonzalo Aquete, v.l. Werner Ackermann, Friedrich Wankerl, Alexander Winker

Europameisterschaft der Junioren

Mit einer kleinen Verzögerung begann am Dienstag die Europameisterschaft der Junioren mit 21 Teilnehmern und Teilnehmerinnen am Osthang. Den ganzen Tag über waren die Bedingungen mit 2 bis 4 m/s Wind meist direkt auf dem Hang optimal. Deshalb wurde nach zwei Durchgängen mit vier Minuten die Flugzeit ab dem dritten Durchgang auf fünf Minuten erhöht. Im letzten Durchgang haben alle Teilnehmer die Maximalzeit erreicht!

Für die deutsche Mannschaft waren Leon Rink sowie Carlos und Carina Lammersmann Gozalo am Start, alle schon mit Erfahrung aus den vorangegangenen zwei Jahren. Unter der Betreuung durch unseren Mannschaftsführer Florian Winker begann der Wettbewerb mit einem Maximum von Leon gut. Allerdings landete sein Modell in einem Teich, konnte erst nach einiger Zeit herausgefischt werden und war wegen der durchnässten Elektronik fortan unbrauchbar. Das Modell von Carina hat leider im ersten Durchgang die Thermikböen nicht vertragen, fing zu pumpen an und lag nach etwas mehr als zwei Minuten. Carlos fehlten sechs Sekunden zum Maximum. Er verlor weitere 34 Sekunden im dritten Durchgang. Carina fehlten im zweiten Durchgang 15 und im vierten Durchgang 55 Sekunden. Das ergab am Ende Platz 15 für Carlos und Platz 16 für Carina. Sie war damit auch vierte der sechs weiblichen Starterinnen.

Leon flog alle Durchgänge voll, manchmal souverän, manchmal auch etwas zittrig. So war er einer der acht Starter im ersten Stechen über sieben Minuten, zusammen mit drei Franzosen, drei Rumänen und einer Slowakin. Er erreichte knapp fünfeinhalb Minuten und damit den siebten Platz, womit er sehr zufrieden war. Vier Piloten kamen ins zweite Stechen über neun Minuten. Alle waren fast zeitgleich gestartet, parallel unterwegs und damit gut verfolgbar. Am Ende lag Laura Kozuchova (Slowakei) mit genau fünfeinhalb Minuten Flugzeit 29 Sekunden vor Nectarie Totan aus Rumänien und den beiden Franzosen Omar Al Saloum und Jaouen Rigault. Diese drei waren jeweils nur durch eine Sekunde getrennt. Die Mannschaftswertung ging an Frankreich vor Rumänien und Polen. Für die deutschen Junioren blieb der undankbare vierte Platz.

Carina bei den Startvorbereitungen
Carina bei den Startvorbereitungen
Guadalupe Gonzalo Aquete
Guadalupe Gonzalo Aquete

Seniorenwettbewerb

Für den Seniorenwettbewerb am Mittwoch wurden 8 bis 12 m/s Wind vorhergesagt, in Böen noch mehr. Das veranlasste den Organisator, sich schon am Dienstagabend für eine Verschiebung auf den Donnerstag zu entscheiden, an dem ursprünglich der am Sonntag ausgefallene WC-Wettbewerb nachgeholt werden sollte. Dieser wurde damit endgültig ersatzlos gestrichen. Der Mittwoch wurde also zum wiederholten Mal zu Ausflügen und anderen Freizeitaktivitäten genutzt. Am Donnerstag sollten sich die Mannschaftsführer um 9:00 Uhr mit der Wettbewerbsleitung treffen, um über den Startplatz zu entscheiden. Da war aber alles schon am Rana-Osthang aufgebaut, obwohl alle Wetterprognosen Wind aus Südwest vorhergesagt haben. Das wäre ideal für das Alternativgelände gewesen.

Unbeeindruckt wurde um 10:00 Uhr mit dem ersten Durchgang begonnen. Da war der Wind noch schwach und schräg von rechts, also Südost. 29 von 37 Teilnehmern erreichten die geforderten fünf Minuten Flugzeit, darunter auch die deutschen Starter Alexander Winker, Werner Ackermann und Friedrich Wankerl sowie die Schweizer Heinz Bleuer und Fredi Andrist. Nur unsere Dame Guadalupe Gozalo Aguete sowie der dritte Schweizer Michael Bleuer verloren einige Zeit.

Pünktlich zum Beginn des zweiten Durchgangs kam der Wind dann entsprechend der Vorhersage parallel zum Hang oder sogar leicht von hinten. Im dritten Durchgang wurde es noch turbulenter und schwieriger. Man musste einen perfekten Startmoment und Thermikunterstützung erwischen, um eine Chance auf ein Maximum zu haben, das im zweiten Durchgang noch zehn und im dritten nur noch sieben Starter erreichten, darunter leider kein Deutscher und kein Schweizer. Bei vielen Teilnehmern lag die Stimmung nach diesen zwei Durchgängen am Boden.

Für die beiden letzten Durchgänge wurde die Flugzeit dann auf vier Minuten verkürzt. Weil der Wind zumindest für einige Momente etwas auf den Hang kam und im Vorfeld meist gute Thermik zu finden war, gab es wieder 21, genauer gesagt 20 Maximalzeiten. So auch jeweils für Friedrich, der damit als bester Deutscher auf Rang 14 landete, und Alexander, am Ende auf Rang 20. Fredi (Rang 29), Heinz (Rang 30), Guadalupe (Rang 32), Werner (Rang 33) und Michael (Rang 35) blieb das Pech auch in diesen beiden Durchgängen treu. Das hatten wir uns natürlich anders vorgestellt und führte zu den enttäuschenden Mannschaftsrängen sieben für Deutschland und neun für die Schweiz.

Trotz der widrigen Bedingungen haben es zwei Teilnehmer ins Stechen geschafft. Dabei wurde Czesiaw Ziober aus Polen mit 117 Sekunden Flugzeit Europameister vor Nadiia Arkhypska aus der Ukraine mit 94 Sekunden, die damit auch die Frauenwertung gewann. Dritter wurde Ivan Treger, dem zum Stechen nur eine Sekunde fehlte. Der Mannschaftssieg ging an Rumänien vor Polen und der Slowakei.

Ich kann mich nicht erinnern, dass die Siegerehrung bei einer internationalen Meisterschaft schon einmal um 12:00 Uhr mittags stattgefunden hat, wie dieses Mal am Freitag, wiederum im Kulturzentrum von Litomerice. Der Grund lag wohl in der Belegung des Saals durch eine andere Veranstaltung am Abend. Dadurch wurde leider ein Tag mit brauchbaren Flugbedingungen verschenkt. Ins Gesamtbild der Europameisterschaft passt auch, dass die FAI für die beiden Frauenwertungen keine Medaillen geschickt hatte. Nach dem offiziellen Abschluss der Europameisterschaft gab es ein Mittagessen. Die Stimmung danach war eher verhalten im Vergleich zu früheren Meisterschaften mit Abschluss am Abend.

Am Nachmittag wurde dann noch darüber informiert, dass der WC-Wettbewerb am nächsten Tag am alternativen Westhang ausgetragen wird. Dies, obwohl als Windrichtung Ost vorhergesagt war, was am Rana perfekt gepasst hätte. Wieder einmal war Kopfschütteln angesagt. Am Samstag kam der Wind dann wie befürchtet schräg von hinten. Das hatte viel Geschimpfe der Teilnehmer und Ratlosigkeit bei den Organisatoren zur Folge. Ich habe erfahren, dass am Rana nicht geflogen werden durfte, da der Samstag nicht mehr gegenüber den Gleitschirmfliegern reserviert wurde. Wie gut die Bedingungen dort waren, zeigten die fast zwanzig Gleitschirme, die bei der Rückfahrt um 7:00 Uhr abends noch hoch über dem Rana flogen.

Es wurde bis 12:00 Uhr gewartet, ob sich an der Windrichtung etwas ändern würde, was leider nicht der Fall war. Obwohl manche Nationen sich schon nach der Siegerehrung am Freitag verabschiedet hatten und anderen Piloten die Lust vergangen war, begannen immerhin noch 41 Teilnehmer den Wettbewerb, darunter auch Peter Kuttler, der am Morgen die 200 Kilometer aus Hof gekommen war. Schon zu Beginn wurde die Verkürzung auf drei Durchgänge angekündigt, mit zweimal drei und einmal vier Minuten Flugzeit. Am Ende erreichten vier Teilnehmer das Stechen, darunter zwei Jugendliche. Florian fehlten vier Sekunden im zweiten Durchgang, womit er den fünften Platz belegte. Die geforderten sechs Minuten erreichten drei Starter, da zu diesem Zeitpunkt der Wind tatsächlich besser auf den Hang kam und viel Thermik vorhanden war. So gab es ein zweites Stechen mit geforderten acht Minuten Flugzeit, das Leon mit gut sechs Minuten gewann, vor Alexander mit etwas mehr als vier Minuten und Jean-Luc Drapeau aus Frankreich mit knapp drei Minuten. Gratulation an Leon zu seinem ersten WC-Sieg, womit er natürlich auch Erster bei der Jugend wurde. Florian und Alexander gewannen zusammen die Mannschaftswertung. Also ein versöhnliches Ende einer mehr als durchwachsenen Woche.

Unser Fazit

Leider konnten wir dieses Mal nicht an unsere Erfolge der beiden Vorjahre anknüpfen und sind ohne Podestplatzierung bei der Europameisterschaft geblieben. Spaß hatten wir trotzdem, weil die Stimmung und der Zusammenhalt im deutschen Team wieder prima waren. Vielen Dank an dieser Stelle an alle Helfer und Unterstützer!

Nächstes Jahr findet an gleicher Stelle die Weltmeisterschaft statt. Die Organisatoren haben versprochen, ihre Lektion gelernt zu haben. Hotel und Verpflegung, auch am Hang durch die Veranstalter, waren auf jeden Fall schon WM-reif. Wenn dann der Wind vom Donnerstag auf den Hang vom Samstag kommt und umgekehrt, könnte es etwas werden.

Carina Lammersmann Gonzalo
Carina Lammersmann Gonzalo
Guadalupe Gonzalo Aquete
Guadalupe Gonzalo Aquete

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