Luftsport tut Deutschland gut – mit diesem Motto präsentierte Gerhard Allerdissen den Deutschen Aero Club (DAeC) in der Politik, in den Behörden, in der Öffentlichkeit, in der Wirtschaft und den Organisationen. In der Nacht auf den 13. September ist er im Alter von 76 Jahren gestorben.
Mit seinem Engagement und seiner Hartnäckigkeit überzeugte Allerdissen auch schwierige Partner. Als Präsident des DAeC wurde er nicht müde, die Anerkennung für die wertvolle Arbeit, die Luftsportvereine leisten, einzufordern. Er kämpfte für gute politische Rahmenbedingungen für die Vereine und Piloten, für materielle Unterstützung und für das gute Image des Luftsports als sinnvolle Freizeitgestaltung.
Seine sportliche Laufbahn begann Allerdissen bereits im Alter von zwölf Jahren mit dem Modellflug. Später erwarb er die Lizenzen für das Segel- und Motorsegelfliegen. Sein beruflicher Werdegang führte ihn nach Schleswig-Holstein. Als Unternehmer in der Tourismusbranche wusste er, dass das Thema „Luftsport und Umweltschutz“ besonders sensibel ist. In den 1990er Jahren gehörte zu den Initiatoren der Blauen Flagge, einer Umweltauszeichnung für vorbildliche Segelfluggelände. Sein Verein erhielt als erster in Europa für sein Segelfluggelände ein Öko-Audit. Später gelang es ihm, das Sport-Audit Luftsport bundesweit einzuführen. Für Konzeption und erste Umsetzungen erhielt er wesentliche finanzielle Unterstützung aus der Landespolitik.
Schon vor seiner Wahl zum Präsidenten hatte sich Gerhard Allerdissen bei den Luftsportlern einen guten Namen gemacht. Im Kampf gegen die Einführung der KFZ-Steuer für Sportanhänger wirkte er an vorderster Front mit und überzeugte die Verantwortlichen in der Politik.
Sein Amt als DAeC-Präsident trat er im Jahr 2000 mit einem Zehn-Punkte-Plan an. Seine wichtigsten Anliegen waren die Geschlossenheit aller Luftsportler, Ausbau der politischen Interessenvertretung, Zugang zum Luftraum, Umwelt und Naturschutz und die Jugendarbeit. Im politischen Berlin war er da schon bekannt. Mit der Parlamentsgruppe Luft- und Raumfahrt des Deutschen Bundestages pflegte er engen Kontakt. Damit die Partner in der Politik verstehen, was Luftsport ist, organisierte er die parlamentarischen Tage des Luftsports in den Jahren 2002 und 2003.
Vor den Bundestagswahlen 2002 und 2005 wollte er es genau wissen. In seinen „Wahlprüfsteinen“ stellte er den Parteien Fragen zu den luftsportrelevanten, kritischen Themen. Die Antworten wurden in allen DAeC-Medien veröffentlicht. Und nach der Wahl erinnerte er die Ansprechpartner an das ein oder andere Versprechen im Papier.
Einen wichtigen Erfolg verbuchte er 2003: Die geplante Frequenzzuteilungsgebühr für Modellflieger kam vom Tisch.
2004 wurde er mit der beachtlichen Mehrheit von 94 Prozent wiedergewählt. Zum wichtigsten Thema seiner zweiten Amtszeit wurde das neue Luftsicherheitsgesetz. Das Gesetz, das 2005 in Kraft trat, war ein Affront. Ziel des Gesetzes war, terroristische Anschläge zu verhindern. Die Zuverlässigkeitsüberprüfung für Privatpiloten, die der Paragraf 7 vorschreibt, stellt die Luftsportler unter einen Generalverdacht. Es gelang Allerdissen nicht, diese Vorschrift abzuwenden. Aber eine Verlängerung des Überprüfungsintervalls von zwei auf fünf Jahre setzte er gegen größte Widerstände durch.
Für eine dritte Amtszeit kandidierte er nicht mehr. Dem Luftsport blieb er jedoch treu und setzte sich energisch für die Anerkennung von Flugzeugen als bewegliche technische Kulturdenkmäler ein. Dass „Kultur“ Ländersache ist, machte die Arbeit nicht leicht. Mittlerweile gibt es in allen Bundesländern geschützte Flugzeuge. Als Vorsitzender des DAeC-Bundesausschuss Kultur blieb er bis zuletzt dem Luftsport als Funktionär erhalten.
Die Gemeinschaft der Luftsportler verliert mit Gerhard Allerdissen einen äußerst kompetenten Mitarbeiter und liebevollen Menschen. Der DAeC wird ihm stets ein ehrendes Andenken bewahren.
Quelle: Deutscher Aero Club e.V.