Text und Foto: Bernhard Schwendemann
Im Alter von 86 Jahren verstarb Mitte Dezember Günther Müssig, erfolgreicher Freiflieger, langjähriger Funktionär, mehrfach von DAeC und BWLV ausgezeichnet, Ehrenmitglied der DAeC Bundeskommission Modellflug, kurz ein Urgestein des deutschen Freiflugs.
Mit 12 Jahren begann er in der Modellflug-Sportgruppe des FSV Weinheim mit dem Freiflug und war bis 1989 auf Wettbewerben aktiv. Er errang zahlreiche Titel auf deutschen Meisterschaften in der Seglerklasse F1A und war viermal Mitglied der deutschen Nationalmannschaft auf Welt- und Europameisterschaften.
Als Schreinermeister war er bei Bölkow in Laupheim maßgeblich an der Einführung der GFK-Technik im Flugzeugbau, sowie am Bau der Phönix- und Phöbus-Segelflugzeuge beteiligt. Hier konnte er von seinen beruflichen Kenntnissen und seiner Erfahrung beim Bau von Flugmodellen wechselweise profitieren. Später arbeitete er in der Fertigung von Innenausbauteilen für Airbus.
Von 1960 bis 2014 war Günther Müssig Mitglied im Modellflug-Fachausschuss des BWLV, lange Zeit als stellvertretender Vorsitzender. Im Freiflug-Sportausschuss des DAeC war er über viele Jahre aktiv, hier für zwei Jahre als Vorsitzender. Er war langjähriger Geländegutachter und Betreuer zahlreicher BWLV-Messeauftritte. Es war ihm wichtig, seine Aufgaben bestens zu erfüllen und kein Amt ohne einen Nachfolger aufzugeben. Immer wenn es irgendwo „klemmte“, war er bereit, Verantwortung zu übernehmen.
Er war erfolgreicher Organisator von großen Wettbewerben auf Bundesebene, darunter 8 deutsche Meisterschaften und 13 Jugend-Meisterschaften. Weiter machte er sich verdient als Mannschaftführer oder –Betreuer der Freiflug-Nationalteams auf Welt- und Europameisterschaften. Für sein überaus großes, ehrenamtliches Engagement wurde er mehrfach geehrt, zuletzt vom BWLV mit der goldenen Wolf-Hirth-Medaille 2006 und 2015 vom DAeC mit der Daidalos-Medaille in Gold.
Durch seine Lungenkrankheit hatte er viel Erfahrung im Umgang mit Ärzten und Krankenhäusern und war immer bereit, wenn ein anderer Luftsportler ernsthaft erkrankte, ihn mit guten Ratschlägen zu unterstützen. Während seiner als Sportler aktiven Zeit, war er sehr engagiert. Legendär ist seine Reaktion, als sein Modell bei einem wichtigen Wettbewerb versagte und er dies dem Höhenleitwerk zuschrieb. Mit einem energischen Griff zerdrücke er das Bauteil und zündete es an mit dem Kommentar: „des reut mi nimmer“. Als Wettbewerbsleiter war er anfangs bekannt für seine harte Line, im Laufe der Jahre wurde er jedoch nachsichtiger und traf seine Entscheidung mehr aus der Sicht der Sportler. Als Aktivensprecher hatte ich einige Diskussionen mit ihm, auch manche heftige. Ich habe an ihm aber immer bewundert, dass er nie nachtragend war. Wenn die Sache ausgestanden war, blieb nichts zurück.
Wir verlieren einen immer hilfsbereiten, verlässlichen und hoch verdienten Freiflieger.