Das Präsidium des AEROCLUB | NRW unterstützt die Stellungnahme des Präsidenten des Baden-Württembergischen Luftfahrtverbandes (BWLV), Eberhard Laur, zu den Vorgängen in der Bundeskommission Segelflug.
Diese Stellungnahme wurde am 20.11.2015 veröffentlicht:
Liebe Luftsportlerinnen und Luftsportler,
ich möchte ein paar Worte zur Situation unseres Dachverbandes, dem Deutschen Aero Club (DAeC) an Sie richten. Dort hat es in den vergangenen Wochen entscheidende Veränderungen gegeben, die auch für uns hier im BWLV von großer Relevanz sind.
Wir als BWLV hatten in der Vergangenheit immer wieder darauf hingewiesen, dass die derzeitige strukturelle Verfassung unseres DAeC – vorsichtig formuliert – zur erfolgreichen Erledigung der Aufgaben eher „suboptimal“ geeignet ist. Die Verlagerung der Verantwortung eines Großteils der Kompetenzen auf die einzelnen Sportfachgruppen – die Bundeskommissionen - hat dazu geführt, dass die Solidarität der Luftsportler und der Fachsparten, aber auch der Verbände untereinander gelitten hat. Diese gefährliche Problematik hat erst vor Kurzem eine nochmalige Dynamik erfahren.
So hat sich jüngst außerhalb des DAeC ein eigenständiger „Deutscher Segelflugverband“ gegründet. Erstaunlicherweise ging die Initiative von den Vorständen der Bundeskommission Segelflug aus, die bis dato ausschließlich getragen wird von Mitgliedern der Landesverbände des DAeC, also den Segelflugreferenten.
Bemerkenswert war, dass dieser Schritt dazuhin ohne vorherige Diskussion, ohne Mandat der Bundeskommission Segelflug und im Verborgenen vollzogen wurde. Noch erstaunlicher war, dass die beteiligten Initiatoren bei der Mitgliederversammlung der Bundeskommission Segelflug am Vortag des Deutschen Segelfliegertages in Freudenstadt zu ihrem Tun gar noch die Legitimation der Landesreferenten in der Mitgliederversammlung abforderten.
Dieses Vorgehen war und ist nicht nachvollziehbar. Es verstößt gegen elementare Grundsätze der Satzung des DAeC, die nicht zuletzt einen vertrauens- und respektvollen Umgang Aller einfordert. Das Vorgehen ist aber auch im Blick auf die Solidarität im Luftsport und die erfolgreiche gemeinsame Interessenvertretung aller Luftsportler im DAeC nicht zielführend, ja kontraproduktiv. Hier müssen wir uns die Frage stellen, in wie viele Einzelgruppierungen sich der Luftsport weiter aufspalten will. Mit welcher Berechtigung wird hier ein Weg aufgetan, gemeinsame Interessenlagen aller Luftsportler auseinanderzudividieren?
Aus blankem Egoismus und Spartendenken heraus begreifen manche immer noch nicht, dass der Luftsport in seiner Gesamtheit mit nur knapp 100.000 Mitgliedern schon viel zu klein ist, um sich adäquat Gehör zu verschaffen. Erst recht droht uns doch die Bedeutungslosigkeit, wenn wir uns weiter auseinander dividieren. Aber auch auf der Arbeitsebene ergibt die Zersplitterung keinen Sinn. Denn die wichtigsten Themen, die uns Probleme bereiten, betreffen doch alle Luftsportarten unisono. Ich denke hier nicht nur an Fragen des Luftraumes, der Ausbildung, der Lizenzierung, der Technik. Dies betrifft auch die Jugendarbeit, das Förderverfahren und selbst den Sport. Und warum sollen wir auf Verbandsebene andere Wege gehen, als im Verein? Dort ist doch auch die gemeinsame Erledigung der Aufgaben der Schlüssel zum Erfolg!
Daher gab es im Vorfeld des Deutschen Segelfliegertags sehr kurzfristig in einer Abstimmung der Präsidenten und Segelflugreferenten aller Landesverbände des DAeC ein nahezu vollzähliges Votum dazu, diesen Vorstoß des Vorstandes der Bundeskommission Segelflug rundweg abzulehnen.
Wir sind uns einig, dass jetzt der Zeitpunkt ist – vielleicht verlorengegangene – Geschlossenheit im Denken und Handeln wiederzufinden. Und dass nur ein solidarisches Zusammenstehen den Luftsport davor bewahrt, auseinanderzubrechen und in die Bedeutungslosigkeit zu versinken. Wenn ein solcher Vorgang einmal voranschreitet, ist es schnell zu spät. Uns allen muss klar sein, dass es einen Weg zurück dann nicht mehr gibt.
Aus den genannten Gründen wurde in der Mitgliederversammlung der Bundeskommission Segelflug der bisherige Vorstand abgewählt und ein neuer Vorstand ins Amt berufen. An seiner Spitze steht nun unser Segelflugreferent und Vizepräsident Walter Eisele.
Ihm danke ich ganz herzlich, dass er in dieser äußert schwierigen Situation für den Segelflug und den Luftsport insgesamt diese diffizile Aufgabe übernommen hat und sich dieser seither mit vollem Einsatz und viel Herzblut widmet. Die gesamte BWLV-Spitze wünscht dem neugewählten Team viel Kraft und Erfolg. Unser Verband steht geschlossen zu den neu gewählten Vertretern der Bundeskommission Segelflug. Und wir alle werden Walter Eisele und sein Team nach besten Kräften unterstützen.
An den DAeC und seinen Vorstand richte ich aber auch die Bitte, alles zu unternehmen, um zumindest die Kernsportarten Segelflug, Motorflug und Ultraleichtflug mehr als bisher in ein gemeinsames Boot zu bringen. Es ergibt keinen Sinn, dass wir auf Bundesebene das nicht abbilden, was in unseren 900 Vereinen an der Basis selbstverständlich ist: Nämlich die Solidarität aller – und das spartenübergreifend! In diesem Sinne wünsche ich der Führungsmannschaft des DAeC eine glückliche Hand. Sie alle, liebe Mitglieder unserer Vereine, rufe ich auf, diesen gemeinsamen Schulterschluss gleichfalls zu unterstützen.
Und ich sage ganz deutlich: Das Spiel mit dem Feuer auf dem Pulverfass sitzend taugt nicht, um den Luftsport in Deutschland nach vorn zu bringen. „No risk, no fun“ kann für uns nicht die Devise sein! So hoffe ich auch auf Ihre Einsicht und auf das kluge Handeln von uns allen.
Ihr
Eberhard Laur
Quelle: www.bwlv.de