Der Gordon Bennett Cup ist der älteste Luftsportwettbewerb der Welt. 1906 wurde er zum ersten Mal in Paris ausgetragen. Das 62. Rennen fand in diesem Jahr in Bern statt. Matthias Zenge und Benjamin Eimers (Team Germany 1) erkämpften sich den dritten Platz. Nach 66 Stunden und 27 Minuten landeten sie nordwestlich von Lezno, Polen. Vom Startort bis zur Landung legten sie etwas mehr als 840 Kilometer Luftlinie zurück.
Den Titel holten sich Mateusz Rekas und Jascek Bogadanski (Pol-2) mit 1.145 Kilometer vom Startplatz in der Schweiz und einer Landung im Heimatland rund 200 Kilometer nördlich von Warschau. Zweiter wurden Andy Cayton und Bill Smith (USA 2) mit knapp als 900 Kilometer. Sie kamen bis südlich von Neapel.
Mit Geduld fährt POL-2 den Sieg ein
Bei der 62. Ausgabe der Gasballon-Langdistanz-Weltmeisterschaft ließ die aussergewöhnliche meteorologische Situation Gewinnstrategien in drei Richtungen zu. Nach einem spektakulären Start am Freitagabend landeten die polnischen Gewinner 1’145.29 Kilometer entfernt von Bern in Osterode, Polen.
Bereits vor dem Start zeichneten sich zwei Hauptstrategien ab. Sechs Teams stiegen direkt auf grosse Höhen, um die Alpen während der ersten Nacht Richtung Italien zu traversieren. Die meisten anderen Teams orientierten sich Richtung Westen. Einzig POL-2 schaffte es in unter 100 km Entfernung von Bern etwa 24 Stunden auf den Wind Richtung Nord-Osten zu warten.
Welche Strategie, den Sieg bringen sollte, war bis zum Schluss offen. Noch selten standen den Ballonpiloten während eines Gordon Bennett Wettkampfes so unterschiedliche, erfolgsversprechende Richtungen offen.
Ostwärts zum Erfolg
POL-2 wählte zunächst eine sehr unscheinbare Route und entfernte sich kaum von Bern. Erst nach 24 Stunden nahmen sie in Richtung Bodensee Fahrt auf. Südlich von München stieg das Team schnell auf eine Höhe von 5.000 Metern. Nun offenbarte sich die Strategie selbst für Laien mehr als deutlich. Der Wind-Schnellzug Richtung Nordosten führte vorbei an Tschechien bis 90 Kilometer an die Grenze zu Kaliningrad heran, wo POL-2 nach knapp zweieinhalb Tagen in der Luft aufsetzte. Auf den richtigen Wind zu warten, entpuppte sich als erfolgreiche Strategie: Die polnischen Piloten Mateusz Rekas und Jacek Bogdanski gewinnen das Gordon Bennett 2018 mit einem Vorsprung von knapp 300 km auf die nächsten Verfolger aus den USA.
Auf in den Westen
Die meisten Teams folgten dem zuerst gestarteten Ballon JAP-1, wählten jedoch eine nördlichere Route. Diese führte nach der Jura-Überquerung zum Zentralmassiv in Frankreich. Die Piloten hofften auf eine Fortsetzung in den Südwesten Frankreichs.
Spektakulär war die Fahrt von SUI-2. Sie überquerten die Küste nördlich von Bordeaux, um später wieder auf das Festland zu gelangen. Lediglich wenige Kilometer entschieden über die Schlussplatzierung zu Team FRA-1, das als Vorjahresgewinner bereits gelandet war. Der Wind drehte allerdings zu früh, womit die Strategie von SUI-2 nicht aufging. Diese Drehung verhinderte auch die Siegeschancen von Mitfavoriten SUI-1 und begründete die Landung der anderen Ballone in der Umgebung. GER-1 sowie GER-2 änderten durch geschickte Höhenänderung rechtzeitig ihre Geschwindigkeit. Sie «parkierten» weiter nördlich und erwischten damit den markanten Wind Richtung Nordosten. So wurde aus «Auf in den Westen»die Strategie «Let’s go East!». GER-1 blieb mit 66 Stunden und 27 Minuten am längsten in der Luft. Aufziehende Wolken und Schnee auf 5.000 Metern Höhezwangendas Team schlussendlich am Montagnachmittag in Wolsztynzur Landung. Bis dahin hatten sie gute Chancen, mit einer Punktlandung im Nordosten Polens die Sieger noch zu überholen.
Ab in den Süden
Fünf Teams erhofften sich von der Fahrt über die Alpen eine schnelle und weite Route. Auf der Südseite des Hochgebirges standen vorerst der Balkan oder Süditalien als Option offen. Nach einer spektakulären Nacht über den Bergen endete die Fahrt für AUS-1, AUT-1 sowieSUI-3 unter anderem aufgrund der sehr komplexen Luftraumstruktur in Norditalien. Die Piloten von POL-1 und USA-2 setzten ihre Fahrt entlang des Italienischen Stiefels fort. Geschickt manövrierten die Teams durch die vielen Lufträumevorbei an Rom. Die beiden Ballonteams landeten schlussendlich im Süden Italiens.
Klirrende Kälte und Nachtlandungen
Die Teilnehmer stellten sich auch beim diesjährigen Wettkampf herausfordernden Bedingungen. Auf weniger als einem Quadratmeter harrten die jeweils zwei Piloten bis zu mehr als 66 Stunden im Korb aus. Auf teilweise über 6000 Metern Höhe mussten sie Temperaturen von Minus 20 Grad aushalten. Dabei ist die Nutzung von Sauerstoff unabdingbar. Insgesamt 6 Teams landeten sicher bei Nacht. Dank bester Navigationshilfsmittel sowie Nachtsichtbrillen sind diese mittlerweile eine mögliche Option – für erfahrene Ballonpiloten dennoch eine Herausforderung.
Das diesjährige Rennen stellt ein umfangreiches Kapitel in der 112-jährigen Geschichte des Coupe Aéronautique Gordon Bennett dar. Die unterschiedlichen Strategien wurden dank laufender, medialer Begleitung, Live-Positionsmeldungen sowie interessanten Interviews mit Meteorologen, Flugsicherungsexperten und Piloten vom internationalen Publikum intensiv verfolgt. Die 40 Piloten mit ihren Crews bewiesen im ältesten Luftfahrzeug neben fachlichem Können viel Durchhaltevermögen und Teamwork: Aus diesem Holz sind wahre Spitzensportler geschnitzt.
Über Gordon Bennett
Gordon Bennett ist der älteste und prestigeträchtigste Sportanlass in der Aviatik. Seit 1906 messen sich Gasballonteams aus aller Welt. Im Distanzwettkampf geht es nicht um die effektiv zurückgelegten Kilometer, sondern um die weiteste Entfernung vom Startort. Die Mannschaften kämpfen um Ruhm und Ehre – eine Prämie gibt es nicht.
Der 63. Coupe Aéronautique Gordon Bennett wirdnach dem Sieg des französischen Teams Leys/Houver im Jahr 2017 in der Stadt Montbeliard (F) stattfinden. Der Starttag fällt auf den 13. September 2019.
- Offizielle Bilder des Gordon Bennett 2018, inklusive Siegerehrung und Porträts der Piloten (Fotocredits: FAI / Marcus King)
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Alle Informationen auf www.gordonbennett.aero
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